Geschmacklos ist nicht nur die Tat, jemandem unbemerkt K.-o.-Tropfen ins Getränk zu geben – nahezu geschmacklos sind auch die Tropfen selbst, deren geringfügige Menge in einem Getränk kaum bemerkt werden können.

Manche glauben immernoch, K.-o.-Tropfen seinen ein Party-Mythos – es gäbe sie gar nicht. Das liegt daran, dass die Substanz vom Körper schnell abgebaut wird und nach 12 Stunden weder in Blut, noch in Urin nachweisbar sind. Häufig wird später dem Opfer unterstellt, einfach nur zu viel Alkohol getrunken zu haben, die dazu passenden Nachwirkungen tun ihr Übriges. „Sie verträgt halt nichts“, heißt es dann. In solchem Fall ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten!

 


Was sind K.-o.-Tropfen?

Wirkungsweise
Eingenommenes GBL (Gamma-Butyrolacton) wird vom Körper in GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) umgewandelt. Da diese Droge zu den „dämpfenden Substanzen“ gehört, reicht die Wirkung je nach Dosierung und körperlicher Verfassung von Entspannung über Enthemmung bis zur (lebensbedrohlichen) Bewusstlosigkeit! Nicht selten berichten Opfer davon, sich komplett taub gefühlt zu haben, oder sprachen vom Gefühl, wie in Watte gepackt gewesen zu sein.
Die Wirkung setzt nach spätestens 15 Minuten ein und kann bis zu 4 Stunden anhalten. Ausreichend Zeit für den Täter all das zu tun, was er mit seinem Opfer vorhat.
Die Wirkung ist übrigens kaum kontrollierbar und hängt von der Dosierung, dem Gewicht des Opfers und dessen Verfassung ab. Vorhergehender Alkoholkonsum, Krankheit oder Konsum anderer Drogen oder Opiate können zur tödlichen Atemlähmung führen.

Neben- und Nachwirkungen
Die meisten Opfer klagen nach dem Aufwachen häufig über Kopfschmerzen, starke Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Durch die gedächtnisbeeinflussende Wirkung ist oft das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt, große Erinnerungslücken (Filmrisse) sind bei höherer Dosierung die häufigste Folge.

Was tun, wenn man denkt, Opfer von K.-o.-Tropfen geworden zu sein?
Gewissheit gibt es nur über eine Blut- und Urinuntersuchung. Das erfordert aber sofortiges Handeln, da die Substanz sehr schnell vom Körper abgebaut wird. Zu beachten ist: Wenn vorher eine Anzeige erstattet wird und die Polizei im Rahmen der Beweisermittlung einen Test für notwendig hält, übernimmt die Staatskasse die Kosten der Untersuchung. Generell sollte bei jedem Verdacht Blut- und Urinprobe genommen werden. Bitte nicht duschen, oder Waschen, im Falle eines sexuellen Übergriffs können dadurch möglicherweise wichtige DNA-Spuren oder sonstige Beweismittel entfernt werden. Gegenstände oder Kleidung, mit denen der Täter in Berührung gekommen sein könnte, in einer Plastiktüte mit zur Polizei nehmen. Wenn die eigene Wohnung der mögliche Tatort war, nicht aufräumen oder staubsaugen, denn ggf. lassen sich auch hier Spuren sichern! Sollte bei der ärztlichen Untersuchung ein positiver Befund herauskommen und/oder nachweislich Geschlechtsverkehr stattgefunden haben, bitte spätestens dann Anzeige erstatten!

Wenn der/die Freund/in sich im Club, in der Kneipe, auf der Party oder Open-Air-Konzert plötzlich anders verhält, sofort Bedienstete kontaktieren. Das Personal in Clubs und Kneipen ist zwischenzeitlich häufig gebrieft, was das Thema angeht. Wenn der/die Freund/in nicht mehr ansprechbar ist, sofort Rettungsdienst unter 112 rufen! Möglicherweise besteht Lebensgefahr! Atmung und Puls kontrollieren! Bei Atem- oder Herzstillstand Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, bis Notarzt vor Ort ist.

Einen 100%igen Schutz gibt es nicht. Daher bleibt nur, es den Tätern sehr schwer zu machen, um die Gefahr, Opfer zu werden, möglichst klein zu halten.

Sehr detaillierte Beschreibungen findet ihr auch hier: http://ko-tropfen-nein-danke.de/


Fünf einfache Regeln

1. Das Getränk nie unbeobachtet lassen.
Das gilt am Tisch, aber auch für Getränke, deren Weg man von der Theke bis zu sich nicht verfolgen kann. Vorsicht auch bei Getränken, die man spendiert bekommt. Lieber einmal mehr verzichten. Geht man zwischendurch vom Tisch weg, mit den Freunden absprechen, dass immer jemand auf die Getränke aufpasst.

2.a) Zusammen kommen, zusammen feiern und auch wieder zusammen gehen. Am besten bleibt man bei den Freunden, mit denen man gekommen ist.
2.b) Auch den Gang zur Toilette besser nicht alleine antreten. Zu groß ist die Gefahr, dass es einem bei bereits eingenommenen K.-o.-Tropfen schwindelig wird, man in einer unbeobachteten Ecke bewusstlos wird, oder ein Täter die Wehrlosigkeit ausnutzt und einen einfach "mitnimmt".

3. Aufeinander aufpassen, Warnzeichen erkennen.
Oftmals bemerkt das Umfeld des Freundeskreises eher, wenn etwas nicht stimmt. Wenn sich der/die Freund/in z.B. enthemmter, euphorisierter oder extrem anders als üblich verhält. Dann auf keinen Fall alleine lassen, Hilfe holen, wenn man alleine überfordert ist, im Notfall auch den Notarzt oder die Polizei rufen.

4.a) Wenn du selbst merkst, dass etwas nicht in Ordnung ist, wende Dich an Freunde oder das Personal, aber gehe auf keinen Fall irgendwo alleine hin. Gehe immer dorthin, wo auch andere Menschen sind, damit ein Täter keine Chance hat.
4.b) Wenn du dich zu schwach fühlst, um gleich zum Arzt oder der Polizei zu gehen, gibt es eine Notlösung die Tropfen nachzuweisen: Versuche in ein sauberes Glas/Becher zu urinieren. So kann man diese Probe auch im Nachhinein noch untersuchen.

5. Sich bewusst sein, dass viele Situationen Tätern Gelegenheiten bieten und auch Bekannte und Kollegen Täter sein können.

"Das passiert mir doch nicht", denken viele. Und doch sind die Gelegenheiten, die Täter nutzen können, nicht so selten, wie man denkt. Täter könnten sogar Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen sein. Mögliche Tatorte sind nicht nur die Disco, sondern auch die eigene Wohnung. Für Internet-Verabredungen oder "blind dates" gilt daher immer: Vorsichtig sein, Getränke und Essen nicht unbeobachtet lassen, sich an einem öffentlichen Ort und nicht zuhause treffen.


Es gibt übrigens "Stopper" oder "Spikeys" für Getränke, die in Flaschen ausgegeben werden! Kleine Helfer gegen K.o.-Tropfen. Z.B. HIER erhältlich. Stopfen, die genau in die Flaschenöffnungen der gängigen Bier- und Limoflaschen passen. Auch K.-o.-Tabletten passen so nicht mehr durch. So haben Täter keine Chance mehr, ihr Vorhaben völlig unauffällig zu tun. Aufpassen sollte man aber dennoch.

Es gibt auch Schnelltests wie z.B. einen Nagellack, mit dem sich K.o.-Tropfen nachweisen lassen. Manche Hilfsorganisationen sehen diese Testmethoden jedoch kritisch, da man das Getränk vor jedem erneuten Trinken testen müsste und ein Teststreifen immer nur einmal funktioniert. Und: Nicht jeder Test reagiert auf alle Stoffe.

Trotz dieser Gefahr wünsche ich allen, die tanzen und feiern gehen, geile Abende mit toller Stimmung! Macht’s einfach den Tätern nahezu unmöglich, euch zum Opfer zu machen, dann steht einem genialen Abend nichts im Wege!